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Einer von uns!

Wohl jeder in Zell a. H. kennt Siegfried Eberle

Von Dietmar Ruh

 

OT-Serie "Städtle-Gesichter" (8): Zum Tagesablauf von Siegfried Eberle (91) gehört ein Fußmarsch von der Keramikvilla in die Innenstadt von Zell. Dabei hat ihn sicher jeder schon mal gesehen.

Wer vormittags in der Zeller Innenstadt unterwegs ist, kann fast sicher sein, dass er Siegfried Eberle begegnet. Der 91-Jährige ist seit vielen Jahren täglich ohne Eile zu Fuß unterwegs von seiner Wohnung in der Keramikvilla am Stadtrand  in die Innenstadt.

Es ist keineswegs ein reiner Spaziergang, den der Senior macht: Auch im hohen Alter versorgt sich Eberle selbst und hat immer ein Ziel, wenn er das Haus verlässt. Er macht Besorgungen, regelt Dinge bei seiner Hausbank und öfters sieht man ihn auch zum Mittagessen im Café Dreher, im „Adler“ oder im „Alt-Zell“ einkehren. Das gönnt sich Siegfried Eberle ab und zu. Er kann sich zwar auch selbst Kleinigkeiten kochen, doch unterm Strich sind seine Künste am Herd eher bescheiden, schmunzelt er. 

Manchmal dauert der Gang ins Städtle und zurück etwas länger als geplant. Dann, wenn Siegfried Eberle alte Bekannte trifft. Etwa von der Arbeiterwohlfahrt Zell, deren Ehrenvorsitzender er ist. Oder aber von der örtlichen SPD, bei deren Ortsverein er Mitglied ist.

Der Spaziergang hat aber noch einen Grund, und der ist für Eberle vielleicht der wichtigste: „Ich muss mich in meinem Alter darauf konzentrieren, meinen Alltag zu bewältigen. Die Bewegung tut mir gut und hilft dabei, dass ich nicht nur zu Hause hocke. Der tägliche Spaziergang gibt dem Alltag auch eine Struktur.“

Und wie geht es ihm gesundheitlich? Er spüre „gewisse Alterserscheinungen“, räumt Eberle mit seiner ganz eigenen Bescheidenheit ein. Das darf ein 91-Jährige mit Fug und Recht sagen. 

Siegfried Eberle ist übrigens auch sonst kein Stubenhocker. Wenn immer es ihm möglich ist, nimmt er an Veranstaltungen der Awo oder der SPD in der Stadt Zell teil. „Ich lebe gerne in Zell und freue mich, dass sich immer wieder mal was Neues tut, auch im kulturellen Bereich“, sagt er.

Geboren in Heilbronn

Siegfried Eberle wurde am 23. August 1932 in Heilbronn geboren. Sein Vater Hugo war Lehrer, die Mutter Getrud Kinderschwester. Da der Vater oft die Schule wechselte, wuchs Eberle im Laufe der Zeit an mehreren Orten im Schwäbischen auf. Die längste Zeit verbrachte er in Korntal bei Stuttgart, wo er von 1949 bis 1977 lebte.

In Stuttgart machte Siegfried Eberle auch eine Ausbildung zum Buchhändler, einem Beruf, in dem er 20 Jahre lang arbeitete. „Ich habe irgendwann gemerkt, dass mich der Beruf nicht vollständig ausfüllt“, erinnert sich Eberle an seinen Entschluss, eine zusätzliche Ausbildung zum Sozialarbeiter zu machen. Über Stationen in Schwäbisch Gmünd und Rastatt führte ihn seine neue Tätigkeit ab 1980 nach Nordrach, wo er in der damaligen Rehaklinik 15 Jahre bis zum Ruhestand als Sozialberater arbeitete. In diese Zeit fiel auch sein Umzug nach Zell.

Diese Klinik wurde von der Arbeiterwohlfahrt erst gepachtet und dann gekauft. Die Verbindung zu seinem späteren Ehrenamt in Zell war hergestellt. Schon früh trat Eberle der SPD bei, erst beim Ortsverein Korntal und später  in Zell. „Ich bin ein loyaler, aber auch kritischer Genosse“, sagt Eberle über sich. Loyal war er auch zur Arbeiterwohlfahrt. Die steht der SPD nahe, insofern war Eberles Beitritt zum Ortverein Zell 1983 kein Zufall.

Ehrenvorsitzender

Von 1983 bis 1992 war Eberle Kassierer und der damalige Vorsitzende Karl Schweiger hatte ihn bald als seinen Nachfolger auserkoren. Siegfried Eberle gab dem Werben nach und leitete die Awo Zell von 1992 bis 2011. In seine Amtszeit fiel die Einrichtung der Schreibgruppe und der Erzählrunde, er initiierte Veranstaltungen zum Weltkindertag und stieß auch die Stadtranderholung in Zell an, die 2010 ihre Premiere hatte. Als Eberle sein Amt abgab, wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Eberle engagierte sich auch im Verein Jugend- und Kulturarbeit, gehörte zu den Gründungsmitgliedern. 17 Jahre war er auch bei den Museumsfreunden. Die Stadt Zell würdigte seine Verdienste mit der Bürgermedaille.

Siegfried Eberle ist ein aufmerksamer Beobachter der Stadtentwicklung. So war er vor Jahren auch bei den Workshops im Rahmen einer Einwohnerversammlung dabei. Ideen für die Stadt wurden damals gesammelt und an Pinnwände geheftet. „Viele Ideen von damals wurden noch nicht umgesetzt“, stellt er fest. Es fällt einem eben doch so einiges auf beim täglichen Gang in die Stadt ...

Info

Städtle-Gesicher

Sie sind präsent, bekannt und beliebt, gehören zum Stadtbild in Zell. Man trifft sie unterwegs oder bei ihrer Arbeit. Sie sind „Städtle-Gesichter“. Wir stellen in einer Serie einige von ihnen vor. Heute: Siegfried Eberle (91), fast jeden Tag als Fußgänger in der Stadt unterwegs.dr

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Veröffentlichung

So, 15. Oktober 2023

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